15.03.19

Interview mit Gunter Sperka, ehem. Klimaschutzkoordinator Land Salzburg

Wie ist es um den Klimaschutz in Salzburg bestellt?
Dem Thema Klimaschutz wurde lange Zeit nicht die Bedeutung zugemessen, die eigentlich nötig ist. Erst als 1997 das Kyoto-Abkommen unterzeichnet wurde, folgten Aktivitäten, etwa ein nationales Klimaschutzprogramm und Aktivitäten der Länder. Die kommunale Ebene war schon früher aktiv, etwa durch das Klimabündnis zum Erhalt der Erdatmosphäre, dem Stadt und Land 1991 beigetreten sind. Nach der Katastrophe von Fukushima 2011 folgte auf Landesregierungsebene der Beschluss zur Energiewende verbunden mit der Entwicklung eines Klimaschutzfahrplans bis 2050. Seit 2012 ist Klimaschutz fixer Bestandteil des Regierungsprogramms. Und seit 1. Jänner 2019 gibt es die Stabsstelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Was sind die Aufgaben dieser Stabstelle und was ist das Wichtigste an der Klima- und Energiestrategie des Landes?
Die Aufgabe der Stabstelle ist es, Klimaschutzprogramme und -prozesse wie die Klima- und Energiestrategie Salzburg 2050, aber auch Programme wie Agenda 21, die ganz nah bei den Bürgerinnen und Bürgern sind, inhaltlich zu steuern und Tipps zu geben. Dabei ist es wichtig, dass die Menschen mitgenommen werden. Und es gilt auch, mit der Wirtschaft zu kooperieren, beispielsweise durch unsere Salzburg-2050-Partnerprogramme oder Förderprogramme. Und nicht zuletzt versuchen wir, Berührungsängste mit diesen Themen abzubauen. Ein immer wichtiger werdender Bereich ist die Frage, wie wir mit den unvermeidlichen Folgen des Klimawandels umgehen können und müssen.

Wie wollen Sie das bewerkstelligen?
Ein gutes Beispiel dafür sind unsere Salzburg-2050-Partnerschaften, dazu gehören Institutionen wie die Universität, Erzdiözese, Salzburger Landeskliniken oder der Zoo, aber auch Salzburger Unternehmen wie Stiegl, Blizzard oder Steiner Haustechnik. In all diesen Unternehmen setzt man mit Unterstützung des Landes große und kleine Schritte zum Klimaschutz.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Ja, da geht es beispielsweise um neue, klimaschonende Bau- und Heizungstechnologien, oder die klimaschonende Kühlung von Serverräumen, um Elektromobilität oder um gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen. In einigen Partnerinstitutionen haben sich auch interne Klima- und Energieteams gebildet. Besonders am Herzen liegen uns auch die jungen Menschen – ob in den Kooperationen im Lehrbereich oder über unsere Umweltbildungsprogramme in Schulen. Begeistert haben mich beispielsweise die Ergebnisse der „Green WG Challenge“, die wir in einer Partnerschaft mit der Universität durchgeführt haben, wo die Bewohnerinnen und Bewohner von Wohngemeinschaften geradezu unglaubliches Engagement und Kreativität gezeigt haben.

Was hat für Sie in Salzburg Priorität beim Klimaschutz?
Sozusagen über allem steht unser Lebens- und Wirtschaftsstil, der nicht zukunftstauglich ist, Stichworte Ernährung, Mobilitätsverhalten, Bekleidung, Wohnen. Eine klimaschonende Mobilität steht an erster Stelle, an zweiter Stelle die Energieeffizienz von Gebäuden. Dazu bedarf es eines massiven Ausbaus von alternativen Mobilitätsformen und des öffentlichen Verkehrs, auch mit neuen Angeboten wie etwa Mikro-ÖV-Angeboten, eine klima- und energieverträgliche Raumplanung sowie Sanierungen von Gebäuden. Wir müssen die Emissionen mindestens um ein Drittel in den kommenden zehn Jahren herunterfahren.

Worauf steuern wir zu, wenn wir nichts unternehmen?
Die Klimaänderungen würden ungebremst weitergehen, das heißt generelle Temperaturzunahme, verbunden mit Hitzewellen und Trockenperioden, noch stärkere Niederschläge als bisher, mit einer möglichen Zunahme von Muren und Überschwemmungen, längerfristig ein vollständiges Abschmelzen der Gletscher, Unsicherheiten bei der Schneebedeckung und auch wirtschaftliche Folgen. Wenn wir so weitertun wie bisher, erwarten wir eine Erderwärmung um vier Grad Celsius bis 2100. Das macht dann einige Teile unseres Planeten unbewohnbar.

Was kann ich selber zum Klimaschutz beitragen?
Es ist eine Frage des Lebensstils, hier sich selber einmal zu hinterfragen: Wie wohne ich? Muss ich jedes Jahr auf Urlaub fliegen oder gibt es alternative Möglichkeiten des Reisens? Wie schaut mein Ernährungsverhalten aus? Muss ich im Winter Tomaten essen?

Was tragen Sie selber zum Klimaschutz bei?
Ich versuche alle meine Ratschläge und Tipps im privaten Leben auch umzusetzen. So habe ich beispielsweise kein Auto, verzichte auf Flugreisen und benutze das Fahrrad oder die Öffis. Und ich kaufe umweltbewusst, von der Kleidung bis zu Lebensmitteln, ein. Es muss uns allen bewusst sein, dass die Schäden durch den Klimawandel viel größer sind, als die Kosten für die Klimaschutz-Maßnahmen und dass wir unseren Kindern und Enkeln die gleichen Lebenschancen bieten sollten.

Das Interview mit Gunter Sperka führte das Landesmedienzentrum Salzburg.

Die Klima- und Energiestrategie, Land Salzburg
SALZBURG 2050 - Salzburg grüner machen & Energie sparen