Das Arthotel Blaue Gans geht in vielerlei Hinsicht seinen eigenen Weg. Im Interview mit Direktorin Cornelia Gritzky erfahren Sie, wohin dieser führt.
Das Arthotel Blaue Gans in Salzburgs Getreidegasse gilt mit 670 Jahren Geschichte als ältestes Gasthaus der Stadt. Mit zeitgemäßem Design und verschiedensten Kunstobjekten ist die Blaue Gans heue ein herausragendes Altstadt-Haus. Zukunftsweisend ist auch die Unternehmensphilosophie, die in jedem Raum spürbar ist. Cornelia Gritzky, seit einigen Jahren Direktorin des Hotels, spricht im Interview über den Vorteil neuer Mitarbeiter, kleine Maßnahmen, die Großes bewirken und worauf sie besonders gespannt ist.
Die „Blaue Gans“ geht in vielen Bereichen einen erfolgreichen, meist individuellen Weg. Was war die Motivation für noch mehr Umweltschutz?
Die Blaue Gans ist jetzt seit über 100 Jahren in Familienbesitz. Als Andreas Gfrerer das Hotel nach der Verpachtung vor etwas mehr als 20 Jahren übernahm, befand es sich damals in keinem guten Zustand. Er hat dann in Etappen in das Haus investiert und nach und nach alle 42 Zimmer renoviert. Dabei war ihm besonders wichtig, auf regionale, natürliche Materialen zu achten und möglichst ressourcenschonend zu agieren. Aus dem alten Holzfußboden beispielsweise wurden Tische gebaut. Die Motivation ist also auch eine persönliche Einstellung, ein Lebensstil, der sich im ganzen Hotel und in allem, was wir tun, widerspiegelt.
Im „Gänsemarsch“, sprich kurz nacheinander, haben Sie sich entschlossen, verschiedenste Umweltthemen wie Energie, Abfall oder Lebensmitteleinsparung durchleuchten zu lassen. Gibt es hier Parallelen zur ganzheitlichen Umsorgung ihrer Gäste?
Gerade in einem Hotel gibt es verschiedene Bereiche, die man immer wieder beleuchten kann und auch sollte. Wir haben einen Jahreszyklus, in diesem wir zunächst einen Blick zurückwerfen, uns das Unternehmen von innen ansehen und uns Trends und das aktuelle Gästeverhalten anschauen, was sich tut – regional und global. In Teamworkshops überlegen wir uns dann gemeinsam, welche Abläufe optimiert werden können. Hier ist es besonders spannend, wenn neue Mitarbeiter dabei sind - diese bringen oft neue Inputs. Nach diesen Workshops werden dann einzelne Themen genauer betrachtet und wir arbeiten gemeinsam daran. Für heuer (2020) beispielsweise ist eines unserer Jahresthemen „Abfallvermeidung“ und „Energieoptimierung“.
Die Themen „Klimawandel und Klimaschutz“ sind momentan in aller Munde. Welchen Zugang haben Sie als Tourismusbetrieb in der Stadt, mitten in der Getreidegasse? Werden diesbezügliche Maßnahmen von den Gästen gewünscht oder gefordert?
SLOW – Nachhaltig Werte schaffen und weiterentwickeln – zählt zu den Schlagwörtern unserer Unternehmensphilosophie. Damit meinen wir aber nicht unsere Arbeit, sondern die Maßnahmen, die wir im Rahmen unserer Möglichkeiten setzen. So bieten wir beispielsweise keine Elektro-Fahrräder an, sondern lediglich „normale“. Auch Strohhalme aus Plastik sucht man vergebens bei uns, diese haben wir durch Glasstrohhalme ersetzt. Ein Versuch mit etwas Schwund, diesen nehmen wir aber gerne in Kauf. Für die Zimmerreinigung testen wir gerade Dampfreiniger, unsere Kühlung funktioniert mit Luft und nicht mehr mit Wasser, in der Küche verarbeiten wir seit Jahren keine Meeresfische, die Anzahl unserer Lieferanten ist klein und möglichst regional usw. - eine Fülle an Maßnahmen im Kleinen. Und die Gäste, die zu uns kommen, wissen und schätzen das an uns und dementsprechend ist auch das Feedback.
Keinen aufgesetzten Luxus, sondern überzeugende Qualität – war diese Philosophie mit ausschlaggebend, dass Sie sich für umfassenden, wirkungsvollen Umweltschutz eine neutrale Begleitung und die Expertise durch umwelt service salzburg ins Haus holen?
Wichtig ist für uns, überzeugend zu sein in dem was wir tun, auch wenn sich im Bereich Umweltschutz in einem historischen Altstadthaus nicht alles umsetzen lässt. Und ja, die eigene Betriebsblindheit war einer der Gründe, sich Experten ins Haus zu holen. Man sieht viele Dinge nicht (mehr) – und da hilft eine Expertise von außen. Unsere Jahresthemen für heuer - „Abfall“ und „Energie“ – haben wir bereits mit der Anmeldung zu Beratungen bei umwelt service salzburg in Angriff genommen. Auf den „Küchenprofi(t)“ bin ich besonders gespannt, da unser langjähriger Küchenchef bereits sehr bedacht arbeitet. Aber, wie heißt es so schön, ein bisschen etwas geht immer.